Die Jugend in Deutschland setzt bei Berufsausbildungen auf Altbewährtes. Das Statistische Bundesamt ermittelte die beliebtesten Ausbildungen 2020 und vieles bleibt beim Alten:
Junge Frauen entschieden sich am häufigsten für folgende Professionen:
- Kauffrau für Büromanagement
- Medizinische Fachangestellte
- Kauffrau im Einzelhandel
- Zahnmedizinische Fachangestellte
- Verkäuferin
Auch bei jungen Männern dominierten recht „typische“ Berufe die Wahl. Am häufigsten begannen die Herren folgende Ausbildungen:
- Kraftfahrzeugmechatroniker
- Fachinformatiker
- Elektroniker
- Kaufmann im Einzelhandel
- Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik
Bereits jetzt werden Berufe langsam abgebaut
Zwar ist die konservative Wahl junger Menschen wenig überraschend, dennoch besorgniserregend. Denn Berufe wie Bürokauffrau oder Verkäuferin sind akut von der Digitalisierung bedroht.
Die Bank of America ermittelte in einer neuen Studie das Potenzial für die Automatisierung von Berufen und Bürotätigkeiten sowie kaufmännische Berufe seien laut der Analysten in den kommenden zwanzig Jahren mitunter am stärksten bedroht.
Man sieht bereits jetzt, wohin die Reise geht: In Hessen eröffnete die Supermarktkette tegut… bereits drei Minimärkte, die vollkommen ohne Personal auskommen. In anderen Drogerie- und Supermarktfilialen gibt es immer mehr Kassen zur Selbstbedienung, bei denen Kunden die eigenen Produkte scannen.
Digitale Tools in Büros haben auch zunehmend dazu geführt, dass klassische Aufgaben einer Bürokauffrau von anderen Angestellten selbst übernommen werden. Die Reise- und Terminplanung beispielsweise wurde noch vor zwanzig Jahren häufiger von Bürokaufleuten übernommen.
Angenommen, die Bank of America behält mit ihrer Prognose Recht, dann werden viele heute junge Menschen eine einschneidende berufliche Krise vor ihrem 40. Lebensjahr erleben.
Es sind nicht nur die Berufe bedroht, die am häufigsten von Frauen gewählt werden. Auch für Kraftfahrzeugmechatroniker sollen in Zukunft weniger Nachfrage auf dem Markt sein – der Einbruch gestaltet sich allerdings nicht so extrem.
Alles was automatisiert werden kann, wird auch automatisiert
Die Prognose der Bank of America stützt sich auf der Vorstellung, dass wir unmittelbar vor dem Zeitpunkt stehen, in dem Künstliche Intelligenz zu exponentiellem Wachstum führen wird und alle Industrien und Berufe erfasst. Tech-Optimisten sind davon überzeugt, dass diese Entwicklung in wenigen Jahrzehnten eintreffen wird.
Die Skeptiker kritisieren zwar, dass KI bisher hauptsächlich spezifische Einzelaufgaben effizient automatisieren kann, aber eine Vielzahl von verschiedenen Tätigkeiten nicht meistern und miteinander verbinden kann.
Doch unabhängig davon, wie stark die Digitalisierung voranschreitet – die Aufgaben, die man automatisieren kann, wird man auch in absehbarer Zeit automatisieren.
Dass sich junge Menschen im Jahr 2020 an klassischen Berufsausbildungen orientieren, zeigt allerdings, dass das Verständnis von der Durchschlagskraft der Digitalisierung auch in der Generation Z nicht umfassend verbreitet ist.
Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass die Jugend allein zu einem feineren Gespür für Fortschritt, digitale Technologien und Zukunftslust führt. Die intensive Nutzung von bestimmten Apps führt nämlich nicht automatisch zu einer tiefgreifenden Perspektive auf die Macht von Tech.
Für Veränderung muss geworben werden – sowohl von zukunftsorientierten Unternehmen wie von öffentlichen Stellen, wohlmöglich auch von Schulen. Zwar weiß niemand zu 100% welche Berufe in Zukunft entstehen werden, doch es gibt verdammt starke Zeichen dafür, was jetzt bereits abgebaut wird.