Trump, Echokammern, linker Populismus und mein AfD-Follower

Es traf mich mehr als erwartet – Donald Trump wird der 45. Präsident der USA. Er hat mit einer beispiellosen Kampagne gegen Hillary Clinton gesiegt. Es ging um Einreisebeschränkungen für Moslems, den Bau einer Mauer an der mexikanischen Grenze, Protektionismus, diplomatische Isolation und den Glauben, dass der Klimawandel nur eine Erfindung der Chinesen ist. Vor allem ging es aber um das Establishment, die politische Elite. Ein Argument, das ich nicht akzeptieren kann – Trump, der Immobilienmilliardär, der seit über 20 Jahren sowohl bei den Republikanern, als auch bei den Demokraten aktiv war, selbst über viele Jahre mit den Clintons befreundet war, gehört für mich genauso zur Elite des Landes. Das ist aber irrelevant, denn er hat eine Nachricht gefunden, die in den Echokammern jener Leute auf Resonanz gestoßen ist, die sich vergessen fühlten. Dass Clinton mit über 200.000 Stimmen eine Wahlmehrheit hat, ist bei dem Wahlmänner-System auch vollkommen egal.

Wie viele andere frage ich mich, wie es so weit kommen konnte. Der Mann, der eine Frau mit einem Baby aus einer Pressekonferenz rausschmiss, sich über Behinderte lustig gemacht hat und puren Chauvinismus und Sexismus als Nichtigkeit abgetan hat, erreichte die Mehrheit der Wahlberechtigten. Eltern versuchen ihre Kinder anständig zu erziehen, sodass sie keine engstirnigen Rüpel werden, aber die US-Amerikaner haben nun einen Präsidenten, der ihren Kindern genau mit dieser Art ein Vorbild sein soll. Die Spaltung in den USA ist tief, so tief, dass ich sie nicht begreifen kann. Die US-Bürger können ihre eignen Mitbürger nicht mehr verstehen – die Hälfte der Republikaner betrachtete das demokratische Programm als Bedrohung und Gefahr und vice versa. Die Kommentarspalten in Politikzeitschriften wie Foreign Policy, Foreign Affairs oder Politico füllen sich mit Artikeln, die die Ahnungslosigkeit zeigen – niemand weiß, wozu Trump in der Lage ist, aber es könnte das Ende der internationalen militärischen und diplomatischen Zusammenarbeit sein, so wie wir sie kennen. Bei der ganzen Schlammschlacht Parallelen zu Deutschland zu ziehen ist einfach – Sozialliberale und Rechtskonservative verstehen sich auch nicht, aber man kann einige Fehler identifizieren und daran arbeiten.

Blinde Flecken, Populismus und Echokammern der Sozialliberalen

Es ist schon erstaunlich – ich habe über 1000 Facebook-Freunde und ich habe niemanden gesehen, der pro Trump war. #ImWithHer hatte die letzten Tage meine Timeline dominiert, die Empörung heute war groß. Eines ist erstaunlich: Clinton, die Frau, die jahrzehntelang wirklich viel für ihr Land getan hat, hat ebenfalls fundamentale politische Fehler begangen. Das ist bei einer so langen politischen Karriere nicht vermeidbar. Vielmehr geriet sie in den USA jedoch in die Kritik wegen der Vorwürfe, dass sie korrupt und Teil eines verwobenen Machtnetzwerkes der Politikelite sei. Das sind schwerwiegende Vorwürfe, die aber nahezu ausgeblendet wurden, denn sie hatte die „vernünftigere“ Ansicht – sie zeigte Respekt vor Minderheiten jeder Art, kämpfte für die Gleichberechtigung, hatte tiefes Fakten- und Hintergrundwissen über Außenpolitik und war schlicht offen und globalisierungsfreundlich. Immigration und progressive Werte stellten für sie keine Herausforderung dar. Darin erkenne ich mich – sicherlich auch die Mehrheit meiner Freunde – wieder. Ich habe keine Angst vor der „Islamisierung des Abendlandes“, ich bin selbst viel gereist und stehe alternativen Lebenskonzept tolerant gegenüber – ist schließlich nicht meine Sache, wer wen liebt oder wie zusammenlebt.

Die Vorwürfe über die E-Mail-Hacks oder dass sie korrupt sei, war den allermeisten egal. Man stelle sich vor, solch ein Kandidat wäre in Russland oder der Türkei zum Staatsoberhaupt gewählt worden – die Bewertung wäre eine andere gewesen. Nichtsdestotrotz sind diese Schwächen in der Wahrnehmung der sozialliberalen jungen Menschen nicht mit den menschenverachtenden Aussagen Trumps, seinem widersprüchlichen Programm oder seinem kommenden Verfahren wegen Betruges (!) zu vergleichen. Wir sind sozialisiert, jedem Respekt und Würde entgegenzubringen – so sehr, dass wir uns bedingungslos auf die Seite schwacher Minderheiten stellen können, aber angewidert die Nase rümpfen, wenn es in Freital wieder Übergriffe gibt. Das „Pack“, die vermeintlich ungebildeten, die frustrierten Malocher – wir, überspitzt formuliert, verabscheuen sie, obwohl wir dafür kämpfen, dass die Würde des Menschen unantastbar sei – bedingungslos, für jeden Menschen, unabhängig vom Hintergrund.

Während wir also unseren Mitbürgern attestieren nicht zuzuhören und anfällig für Populismus zu sein, verteidigen viele Sozialliberale Senator Bernie Sanders – absolut unreflektiert. Dass der Mann Hillary Clinton wahrscheinlich mehr geschadet hat, als Trump es jemals hätte tun können, sei kurz beiseitegestellt. Wesentlich ist, dass er ebenfalls ein Populist ist, der linksideologische, utopische Träume verkaufen wollte, ohne dass sie umsetzbar gewesen wären. Er hat den Menschen das gegeben, was sie hören wollten, nur um nach den Wahlen Donald Trump seine Mitarbeit anzubieten. Er hat fundamental das Dogma aufgebaut, dass Establishment und Umverteilung sich gegenseitig ausschließen und es eine soziale und linke Elite nicht geben kann, die bereits an der Macht ist. Zusätzlich feierten wir die Obamas als sympathische, würdige Politfamilie – was sie zweifellos auch sind – ohne zu reflektieren, dass der versprochene „Change“ für viele Bürger während der acht Jahre von Obamas Amtszeit nicht kam. Und jetzt wundern wir uns, dass Trump Präsident werden konnte. Diese Widersprüche sind real, sie existieren, aber sie wurden abgetan, genauso wie Trumps Sexismus abgetan wurde – das bietet Angriffsfläche und zerstört Argumentationsketten. Politik ist keine Wohlfühlveranstaltung, alle müssen sich auch den bitteren Schwierigkeiten ihrer eigenen Denkweise stellen, um zu überzeugen!

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Versteht mich nicht falsch – ich bin grundsätzlich eine starke Verfechterin aller oben genannten Demokraten, weil ich glaube, dass Menschenwürde und Solidarität die Grundpfeiler einer funktionierenden Gesellschaft sind und dass Xenophobie sowie Respektlosigkeit in der Dynamik schlecht einzufangen sind, aber seien wir ehrlich – die Sozialliberalen haben sich mit allen Widersprüchen nicht ernsthaft auseinandergesetzt und wurden so unfassbar angreifbar. Was in den USA passiert, kann man auch auf Deutschland ummünzen. Es werden ideologische – und vor allem verteufelnd normative – Debatten geführt, wie die Politik mit Immigration umgehen soll, kann es sich aber nicht eingestehen, dass nicht jeder per se xenophob ist, der verunsichert ist über einen schnellen Zustrom von Flüchtlingen. Wir setzen von Menschen voraus, dass sie mental Solidarität und Diversität in der Gesellschaft problemlos verbinden können. Ich wünschte, es wäre so, aber nicht alle funktionieren auf diese Art und Weise, aber wir hören nicht wirklich zu, warum dies so ist. Wir haben keine Lösung dafür, dass viele Bürger sich mehr mit denjenigen identifizieren, die ihnen ähnlich sind. Die Toleranz endet sobald jemand nicht ins Bild passt. Das hatte sich schon im Studium angekündigt – man nehme einen ambitionierten BWL-er auf eine Anthropologen-WG-Party mit und lässt die Dinge einfach laufen. Es gibt kaum eine bessere Sozialstudie.

Die Filterblase durchbrechen

Sei es in den USA oder in unterschiedlichen EU-Staaten – ich bin immer tiefer erschüttert, wie sehr sich rechtsradikale Positionen durchsetzen, wie sehr Xenophobie und Islamophobie heruntergespielt werden, wie unter fadenscheinigen Argumenten dafür plädiert wird, dass Deutschland deutsch bleibt („wir nehmen aufstrebenden Ländern die besten Arbeitskräfte weg, die ihr Land aufbauen könnten“), aber werden zugleich in unserer Filterblase zunehmend herablassender, polarisierter und weniger bereit zuzuhören. Erst kürzlich habe ich einen Beitrag über das Süddeutsche Zeitung Magazin geschrieben und wie das Social-Media-Team sich auf Facebook süffisant über Menschen lustig macht, die „Integration“ nicht korrekt schreiben können, aber gegen Ausländer wettern. Ist das diese vermeintlich bessere, kultiviertere, intelligentere, sozialere Art mit Herausforderungen umzugehen? Wir sind nahezu betrunken von dem Gefühl der Überlegenheit, der Befriedigung der Erniedrigung des geistigen Gegners – das trifft zweifelsohne auf beide Seiten zu.

Nachdem ich diese Polarisierung in den USA gesehen habe – der Jubel auf einer Seite, das Entsetzen auf anderer Seite – bin ich mir sicher, dass wir unsere Filterblasen gegenseitig durchbrechen müssen, denn so erscheint es, als ob jede politische Entscheidung lediglich eine Glaubensfrage ist. Das darf aber nicht sein – wir haben ein Grundgesetz, wir haben soziale Regeln in der Gesellschaft und daran müssen sich Rechtskonservative wie Sozialliberale halten. Eins ist allerdings klar: wir können keine guten Demokraten sein, wenn wir nur diejenigen Meinungen ernst nehmen, die uns passen.

Die Algorithmen auf Facebook und Twitter haben es in der digitalen Welt erschwert, sich auf Diskurse einzulassen, weil man seine eigenen Echokammern füllt, alles ist viel zu verkürzt und wenn man nebenbei einen Tweet absetzt, hat man auch nicht die geistige Konzentration, um sich auf ein Thema oder einen anonymen Menschen einzulassen.

Wir riskieren auf diese Weise unseren sozialen Frieden gerade in Europa – nicht wegen der Immigration oder steigendem Nationalismus, sondern weil die Mitglieder unserer Gesellschaft nicht mehr füreinander einstehen wollen, kein Interesse daran haben, den anderen zu verstehen, die Fähigkeit der Empathie zunehmend zu verlieren scheinen und sich geistig abschotten. Die Debatten um Teilbereiche der Politik sind ein Symptom für eine viel größere Dynamik, die aktuell niemand wirklich beschreiben kann. Manche führen eine neue Elitendiskussion, andere sehen eine neue Trennungslinie zwischen global-offen und konservativ-geschlossen, wieder andere sprechen von Verlustängsten und finanzieller Existenzangst. Sicherlich ist in allen Ansätzen viel Wahres dran, aber was tatsächlich passiert, werden wir erst rückblickend begreifen.

Mein Tipp an alle: lasst euch mal wieder richtig ärgern von jemandem, der eine komplett andere Meinung hat und ertappt euch dabei, wie ihr wütend werdet, aber versucht zur Abwechslung mal wieder richtig miteinander zu reden. An dieser Stelle möchte ich auch meinem treusten AfD-Twitter-Follower danken, der sich jetzt automatisch angesprochen fühlt. Du nervst mich zwar sehr oft, aber es ist gut, dass mir die argumentativen Schwächen der Sozialliberalen aufzeigst und menschlich bist du eigentlich echt in Ordnung. Danke auch, dass du mir vergegenwärtigst, dass auch AfD-ler von Autonomen zusammengeschlagen werden und Angst haben, ihre Meinung zu äußern. Ich hatte es fast vergessen.

23 Kommentare zu „Trump, Echokammern, linker Populismus und mein AfD-Follower

  1. Schöner Artikel. Besonders dem letzten Teil möchte ich mich anschließen 🙂

    Zu Hillary: Ich vermute der DNC-Skandal hat Hillary am Ende stark geschadet. Auch war es keine so glückliche Entscheidung, ihr Geschlecht als Befähigung für das Amt anzuführen und dann Kritik an ihr generell als Sexismus zu abzutun.

    Zu Trump: 😦

    1. Ich glaube auch nicht, dass ihr Geschlecht der Hauptfaktor für das Scheitern war. Mit Sicherheit gab es einen kleinen Prozentteil, der sexistisch gedacht hat, aber das hätte man wettmachen können durch eine stärkere Überzeugung der Kampagne.

  2. Hallo,
    ich bin zwar in allen Punkten anderer Meinung, schätze es aber, dass Du den Dialog suchst und Menschen nicht pauschal diffamierst. Das wirft man Rechten wie mir immer wieder vor, aber glaube mir: Auch viele von uns sind reflektierter und empathischer als ihr denkt.

  3. Was für ein unglaublich guter und differenzierter Artikel! Selten sowas gutes auf einem Blog gelesen. Ich stimme dir da vollkommen zu, dass beide Seiten sich gerne in einer gewissen Überlegenheit sehen, aber ja, genau das ist das gefährliche. Auch ich habe seit dem Sieg von Trump meine Denkmuster mal wieder ordentlich hinterfragt und klar, ich bin immer noch konform mit meinen Werten von Toleranz, Menschlichkeit und Respekt, aber gerade weil ich mich in den letzten Tagen und Wochen auch hin und wieder mal mit anderen Meinungen befasst habe, muss ich einsehen, dass die Art und Weise, wie ich meine, diese Werte umzusetzen, eben nicht die einzigen und deshalb auch nicht die einzig richtigen sind. Einen Grundsatz werde ich aber trotz weiterer Reflexionen immer befolgen: Meine Freiheit endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt.

    Liebe Grüße und danke für diesen Gedankenstoß!

    Jessy von A Trail of Glitter

    1. Liebe Jessy,

      vielen Dank für den Kommentar und tut mir Leid für die verspätete Reaktion.
      Den Punkt mit der Freiheit finde ich gut, aber ich glaube, dass sehr viele Leute auf den Zug aufgesprungen sind, ihre eigene Freiheit sehr früh eingeschränkt zu werden, besonders im Bereich der Auslebung der Sexualität oder Religionsfreiheit. Ich habe selbst noch keine Lösung darauf, wie man diese verhärteten Fronten aufweichen kann, außer: miteinander reden!

      Liebe Grüße
      Alice

  4. Wunderbarer Artikel. Du triffst es genau auf den Punkt. “ Die Toleranz endet sobald jemand nicht ins Bild passt.“ Zu deinem Rat, sich einmal ärgern zu lassen: Das muss ich zum Glück nicht. Da ich darum bemüht bin -insbesondere durch die Onlinemöglichkeiten- Menschen kennenzulernen, denen ich durch mein Umfeld (Beruf, etc.) im echten Leben kaum begegnen würde. Das „sich ärgnern lassen“ kommt danach. Zuerst einmal sollte man aktiv versuchen Menschen kennenzulernen, die einen zu Offenheit und neuen Sichtweisen bewegen. Wie du selber geschrieben hast: Von deinen 1000 Facebook-Freunden war die überwiegende Mehrheit für Hillary. Man zieht automatisch die Menschen an oder sucht diejenigen, mit deren Sichtweise man übereinstimmt. Deshalb: Ich wünsche dir auch mehr „AFD-Follower“, denn von denen gibt es ja nun momentan genug. Damit deine guten Artikel auch diese Gruppe erreichen.

    1. Liebe Nadine,
      danke für deinen Kommentar!
      Wie läuft bei dir das Kennenlernen? Es ist klasse, dass du ein offenes Visier hast, aber ist das auf der Gegenseite auch so oder stößt du auf Probleme?
      Liebe Grüße
      Alicce

  5. Liebe Alice! Danke für dein Bemühen viele Weltereignisse zu beschreiben. Ich kann dir auch unbefangen antworten, da ich grundsätzlich politisch neutral bin. Es gibt in – fast – allen normalen politischen Gruppierungen sehr menschliche und verantwortungsvolle entscheider, wie ich Politiker mal nennen möchte. Ich möchte auf gar keinen Fall ein pladioeur für Trump oder Clinton halten, doch fällt mir als Beobachter auf, das man nicht zu konservativ sein ‚darf‘ sonst ist man schlecht! Die Presse ist sehr oft nur Menschen gewogen die liberal sind! Nur was heißt liberal?! Ohne – das möchte ich ganz stark betonen – jemanden zu bevorzugen, sind einige Punkte welche du zu Anfang ausgeführt hast entweder falsch gewesen ( mit dem Kind und der Mutter, gab es sogar ein Interview mit ihr ) oder teilweise aus dem Kontext gerissen! Genauso wie auch die Email Affäre ein wenig zu hoch gekocht wurde… Also es ist nun mal wie es ist, aber wo du absolut recht hast, jeder Mensch verdient es respektiert zu werden und diesen Respekt schulden wir uns alle gegenseitig! Wer dies nicht tun will – in Aktion, nicht in Worten – der muss sich hinterfragen was es heißt auf diesem Planeten zu leben und Gottes Geschenk des Lebens genießen zu dürfen! Ich hoffe mit meiner kurzen Erläuterung ein kleinen Denkanstoß geben zu dürfen. Alles Gute weiterhin!

    1. Hallo Martin,
      danke für den Kommentar.
      Der Fall mit der Frau und dem Baby ist auf Video – für mich persönlich wurde da eine Grenze überschritten und ich schildere, wie ich die Dinge wahrgenommen habe und das war nur einer von vielen inakzeptablen Punkten bei Trump.
      Dass die Presse eher Liberalen positiv gestimmt ist, liegt mE daran, dass Journalismus – ein nicht gerade gut bezahlter Berufszweig – nicht mehr so gut vergütet wird und eine bestimmte Sorte von Mensch anzieht. Aber wie soll man das ändern? Es beginnt ja schon an Universitäten, dass die Liberalen sich eher in Bereichen engagieren, in denen sie den gesellschaftlichen Diskurs formen, während viele Konservative meiner Beobachtung nach direkt in die Unternehmen gehen und Strukturen anpacken.
      Liebe Grüße
      Alice

  6. Die Unduldsamkeit findet man auf „beiden“ Seiten. Die Krux ist, dass wir uns entscheiden müssen. Was wollen wir? Eine offene liberale, pluralistische Gesellschaft oder das Gegenteil. Mit semantischen Spitzfindigkeiten werden wir das nicht auflösen. Tacheles ist nötig.

    Allerdings glaube ich, dass das Internet in diesem Zusammenhang eine sehr schlechte Rolle spielt. Die beklagten und tatsächlich immer stärker eskalierenden Auseinandersetzungen nehmen nach meiner Überzeugung dort ihren Ursprung. Ich weiß, dass diese Meinung insbesondere bei allen, die das Web für die größte Erfindung aller Zeiten halten, sehr unpopulär ist. Aber auch viele Fachleute haben früh davor gewarnt, dass die Demokratie durch das Internet Schaden nehmen könnte. Ich fürchte, wir sehen jetzt, dass genau diese Befürchtungen eintreten.

    1/3 aller Follower bei Twitter von Trump und Clinton werden von Bots repräsentiert. Die AfD hat sich erst nach mehrfacher Nachfrage des ZDF (Zoom) zu der Frage geäußert, ob sie im Wahlkampf Social Bots einsetzen. Sie wollen diese, wie angeblich auch alle anderen demokratischen Parteien keine einsetzen. Gleichzeitig stehen viele von uns vor dem Problem, sich einer rechten Bewegung in Deutschen gegenüberzustehen, die eine gewaltige Größe suggeriert. Wir wissen zwar, dass es Social Bots nicht erst seit gestern gibt. Die Frage bleibt dennoch, ob wir in unseren täglichen Streifzügen durch das Web wirklich präsent haben, was da an Manipulation im größten Stil abläuft? Ordnen wir das richtig ein und erkennen wir überhaupt, wie groß die Gefahr für unsere Demokratie wirklich ist? Ich denke nein!

    1. Hallo Horst,
      danke für den Kommentar und tut mir Leid für die verzögerte Reaktion.
      Natürlich müssen wir eine „Entscheidung“ fällen wie wir leben möchten, aber wie soll die zustandekommen? Ich denke, es ist ein permanentes Einruckeln und Kompromisse schließen.
      Zu der Gefahr des Internets gebe ich dir vollkommen Recht. Das ist mittlerweile ja hinreichend dokumentiert, dass es Verzerrungen in der Wahrnehmung gab und ich finde es gut, dass auch Mark Zuckerberg unter Druck gerät, weil Facebook sehr viel Spam und Schwachsinn reproduziert, aber bei Nippeln komplett resolut reagiert. Diese Sensibilität haben wir noch nicht kultiviert – das wird aber in den kommenden Monaten weiterhin wichtig. Frankreich, die Niederlande und Deutschland wählen schließlich.
      Liebe Grüße
      Alice

  7. Hallo Liebe Alice,
    ein wirklich toller Beitrag!

    Es ist ganz verständlich das die Wahlen in Amercia so abgelaufen sind wie sie sind. Nachdem die Bürger ihre Hoffnung in einen schwarzen Demokraten gesetzt haben und ihre Bedürfnisse nicht erfüllt wurden, was auch in dieser Zeit nicht möglich ist vor allem dann, wenn die Regierung nicht hinter dem Präsidenten steht. Die Amis haben in den letzen Jahren viel erlebt und eigentlich einen positven Prozess durchgemacht. Nach Busch, Obahma und jetzt Trump… vielleicht wird der nächste doch der den es tatsächlich braucht.

    Manchmal muss man fallen um zu erkennen, was man wirklich wollte und wie man es findet.
    Denn betrachten wir das Ganze mal realistisch. Trump hat noch immer kein Programm und noch keine Regierung, das wird sich jetzt alles zeigen. Er wird Schwierigkeiten damit haben, seine Wahlversprechen umusetzen. Schon allein sein Versprechen alle illegalen Immigranten raus zu schmeißen wird scheitern.
    Denn was passiert, wenn er seinen Plan umsetzt? Welche Jobs üben ein Großteil der „Illegalen“ aus? Meist Jobs wie, Gärtner, Hausmädchen, Nanny und andere Hilfsjobs. Diese müssten dann andere übernehmen. Einheimische bzw. legal in Amerika lebende Menschen. Die meisten würden ein akzeptables Gehalt verlangen, was wiederum dazu führt, dass jene die sich solche Arbeitskräfte leisten können bestimmt nicht damit erfreut sein werden.
    …. Genau dasselbe gilt für die AFD. Ich kenne zich Alleinerziehende Harz4-Empfängerinnen. Ich schreibe das bewusst so. Die AFD, ist ein Harz 4 Gegner und auch der Meinung, dass eine Frau für den erhalt der Ehe sorge tragen muss. Eine Frau, die nicht alles für die Aufrechterhaltung einer Ehe getan hat, wird es finanzielle und gesellschaftlich schwer im AFD-System haben. Das Bedenken diese Wähler nicht. Sie sehen nicht, dass ihre Forderungen mit jemanden der selbest total wütend und aufgebracht ist, nicht erfüllt werden.
    Eine Veränderung braucht Zeit und einen ruhigen Kopf.

    Und ja ich stimme dir auch in deinem Fazit zu, es braucht alle Facetten um ein Problem zu lösen. Weshalb es auch wichtig ist jede Meinung in betracht zu ziehen, egal wie unangenehm es für einen selbst ist.

    Super Beitrag!

    Liebe Grüße
    Sahra

    1. Liebe Sarah,
      vielen Dank für deinen Kommentar.
      Du hast definitiv Recht – man darf jetzt nicht panisch reagieren und muss abwarten, wie viel Trump umsetzen kann. Seine Forderungen waren ja ziemlich radikal, aber ich befürchte, dass man sein Verhalten und seine Ideen normalisiert, bzw. sich daran gewöhnt und Xenophobie und Unterdrückung dürfen sich in unserer modernen Geschichte im Westen einfach nicht wiederholen!
      Schaust du John Oliver? Der hat einen ziemlich guten Beitrag dazu gemacht – Trump is not normal!
      Liebe Grüße
      Alice

  8. Ein interessanter Artikel (wie immer). Allerdings gespickt mit salonfähigen Verklärungen einiger Protagonisten, denen nur mit Widerspruch entgegengetreten werden kann.

    Barack Obama ist mitverantwortlich für den Tod Hunderttausender Menschen. Wie kann da ein Vergleich mit Trump überhaupt statthaft sein, der – Sexismus hin oder her – noch niemanden hat umbringen lassen. Da fehlt wohl das gesunde Maß oder die Bereitschaft, einen Kriegstreiber auch einen Kriegstreiber zu nennen. „War on Terror?“ Wohl eher „War on the Poor!“

    Zur Erinnerung: Allein die illegale Ermordung beschuldigter Personen via Kampfdrohnen würde Obama als Abzeichner der Tötungslisten oder mindestens als Mitwisser in Deutschland – wäre es eine standhafte Wertegemeinschaft, die Recht für alle umsetzt – erst in einen Gerichtssaal und dann wegen Anstiftung oder Beihilfe zum Mord ins Gefängins bringen.

    Was passiert: Dieser „smarte“ und ach so nette Typ, der ja nun nichts gemein hat mit einem dieser gewalttätigen schwarzen Ghetto-Gangster aus Chicago, der bekommt den Friedensnobelpreis in die Hand gedrückt. Da fangen die Unterschiede an, die die westlichen Gesellschaften letztlich zum Niedergang verurteilen.

    Clinton ist korrupt, militaristisch und zeigte nicht nur durch ihren Jubel über den Tod von Gaddafi ihre Empathielosigkeit; und das Geschlecht soll diese Mängel aufwiegen?

    Was hat Donald Trump gemacht? Eine Frau beleidigt? Einen Migranten beschimpft? Sexistische Worte in den Mund genommen? Ach was … Er verhält sich, wie sich der weiße Mann immer verhalten hat, nur mit dem Unterschied, dass seine Wortwahl nicht angepasst ist, um den Menschen den Blick für das Wesen dieser zivilisierten und doch unzivilisierten Gesellschaft zu vernebeln, die auf Macht, Ausbeutung und Rassimus gebaut ist.

    In North Dakota protestieren die Sioux gegen eine Ölpipeline und werden von weißen Polizisten als Prärienigger beschimpft. Lations, Schlitzaugen, Nigger: Das ist das Vokabular des weißen Mannes. Und das findet sich in der verlogenen europäischen und vor allem in der noch mehr verlogenen deutschen Gesellschaft wieder: Hinter vorgehaltener Hand versteht sich. Politisch korrekt: Links reden, rechts leben.

    Ein Paradebeispiele hat die Flüchtingskrise geliefert, die elegant via Flüchtlingsdeal mit dem Despoten Erdogan beseitigt wurde. Merkel und ihre Claqueure zeigten darin ihre weiße Fratze: Weg mit diesen ungebildeten Bauern und den Schafhirten aus der Wüste. Willkommen ist der Dr. Dr., der studierte Kopf, der gebildete Schöngeist, mit dem sich der weiße Mann und die weiße Frau schmücken kann.

    Tuvia Tenenbom schreibt sehr treffend: „Das wahre Amerika hat wenig zu tun mit dem „Land of the free“, und die Amerikaner sind keine Bürger eines „Home of the brave“. Das wahre Amerika ist durch und durch rassistisch und grausam.“ Tuvia hat einen Zusatz vergessen: …wie auch Europa und Deutschland.

    1. Lieber Gunther,
      vielen Dank für den Kommentar.
      Wenn wir bei Obama von Kriegstreiberei schon reden, was ist dann mit Trump? Er hat Waterbording angedroht, Familien von Terroristen zu ermorden und natürlich „bomb the shit out of ISIS“ – er wird ab dem ersten Tag seiner Präsidentschaft mindestens genauso viel Blut an den Händen kleben haben, wenn er nicht komplette Kehrtwende macht, aber das sehe ich nicht. Bei diesen Ankündigungen wird er kein Präsident des Friedens – auf keinen Fall.
      Ich stimme dir absolut zu – Rassismus ist überall noch strukturell und gedanklich tief verankert und Trump macht es nicht besser. Er bestärkt diesen Rassismus, indem er Mexikaner als Vergewaltiger pauschalisiert hat, etc. Ich finde, er ist eine größere Gefahr – während die political correctness manch einen gezügelt hat, hat Trump nun die Messlatte für den Hass gelegt. Und was passiert? Er hat natürlich Einfluss. Menschen verprügeln Moslems, man sieht Graffitis mit „Make America White Again“, es gibt eine Aufnahme von Kindern, die in einer Schule „Build that wall!“ skandieren. Das ist nun entkoppelter und ungezügelter Fremdenhass… die Perspektiven sind düster.
      Bei Clinton ist die Geschlechterdebatte mE irrelevant gewesen – damit hat sie niemanden vor den Ofen geholt. Sie hatte aber zumindest nicht angekündigt die Gesundheitsversorgung abzuschaffen. Auch wenn Trump da zurückgerudert hat, wird er sich mit seinem konservativen Establishment-Kabinett erlauben können, soziale Projekte beschneiden zu können.

      1. Vielen Dank für deine Antwort, die ich (das liegt in der Natur der Sichweise) nicht nachvollziehen kann. Für mich ist ein Kriegstreiber ein Kriegstreiber, ein Mörder ein Mörder und ein Todesengel bekommt von mir keinen Friedensnobelpreis in die Hand gedrückt, sondern offene Verachtung entgegengebracht. Trump – der noch nicht einmal vereidigt ist – ist in diesem Moment nicht mehr als ein weiterer Schwätzer im großen politischen Theater. Egal wer wo wann etwas sagt: es ist ohne Garantie und Wert.

        Ein Vergleich zwischen Trump und Clinton zum Beispiel kann keine Tauglichkeit haben, weil selbige Dame eben auch Kriegstreiberei betrieben und den Tod von Menschen bejubelt hat, während Trump davon spricht. Das ist ein himmelweiter Unterschied, weil Trump sich eben auch (verkaufstechnisch clever – er weiß als „Businessman, wie man „Kunden“ einlullt) gibt, wie sich ein Finanzoligarch gibt: Selbstgefällig und laut. Das wird gefeiert, weil der „kleine“ Mann nicht so sein kann. Er hat also ein Vorbild gefunden.

        Wobei sich das ja auch nur auf einen Bruchteil der US-amerikanischen (Wahl-)Bürger bezieht. Trump steht in absoluten Zahlen für eine Minderheit (Clinton ja übrigens auch). Das muss man sich in den Demokratien – auch bei den deutschen Parteien – immer wieder vergegenwärtigen. Wie viele Wähler hat Trump hinter sich? Eine Minderheit ist es.

        Aber es zählt am Ende auch bei einem Trump die Tat und nicht das Wort. Bis zum Januar kann also niemand irgendwas verbindliches sagen, wie er sich wann und wo verhalten wird.

        Dann zu Graffities und so: „Make America White Again“. Um deinen Satz aufzugreifen: die Perspektiven sind so düster, wie sie gestern schon gewesen sind.

        Beispiele: Malta. Slima. Stadt mit Multikulti. Hakenkreuzschmierereien an den Wänden. Wien. Weltoffen. Schmiererei: „Ausländer raus.“ London. Weltstadt. Schmiererei: „We want our country back.“

        Meine Position dazu: Soziale Ungleich befeuert den Rassismus, der latent in jedem Land auf diesem Globus zu finden ist, wobei er beim „überlegenen“ weißen Mann besondere Ausprägung erfährt.

        Du schreibst: „… , wird er sich mit seinem konservativen Establishment-Kabinett erlauben können, soziale Projekte beschneiden zu können.“ Keiner kann wissen, was er tun wird. Aber ich nehme den Ball gerne auf und erlaube mir eine Prognose.

        Trump wird versuchen, was ein Unternehmer versuchen würde, dessen lokales Geschäft mies läuft: Das Business im Land ankurbeln. Konzerne und Gesellschaften leben vom globalen Handel, aber der Kitt einer Gesellschaft ist ein intakter Binnenmarkt und dessen KMUs.

        Da entsteht die Masse der Jobs. Da sind die Perspektiven für die Bürger. Wer einen Job hat, hat Money und kann sie ausgeben – und wird es tun. Es kommt also ein gigantisches Konjunkturprogramm. Er wird Geld in die Basis pumpen: die lokalen und mittelständischen Unternehmen. Eine Art Cash-Back sozusagen.

        Kohle für solche Beatmungsaktionen ist ja eh genug da. Trump braucht nur die Militärmaschine aus den Kriegsgebieten abziehen und kann solche Sachen umsetzen. Oder er lässt einfach anschreiben. Steht ja schon genug auf dem Schuldenzettel.

      2. Ich gebe dir Recht – im Zweifel heißt es „in dubio pro reo“, aber woher kommt dieser blinde Fleck, bzw. Optimismus in deiner Argumentation? Die plädierst indirekt, man solle den ganzen Wahlkampf ignorieren und darauf spekulieren, dass einfach alles gut wird. Trump hat Menschenrechts- und Kriegsrechtsverletzungen angedroht. Mehrfach. Wieso sollte man so tun, als ob nichts geschehen sei? Woher sollte man wissen, dass er nicht tatsächlich solche Werte vertritt und Iraks Erdöl nehmen will? Der Mann ist eine Blackbox – man muss ihn auch so behandeln und sowohl eine faire Chance geben, als auch sehr vorsichtig sein. Sonst neigt man dazu, alles einfach hinzunehmen. Fakt ist, dass er ab Januar im Amt sein wird und sein einziger Weg nicht selbst zum „Kriegstreiber“ (das ist übrigens ein sehr reißerischer Begriff) zu werden, ist sofort alle Truppen überall abzuziehen.
        Ich habe zudem nicht verstanden, wieso man so leicht das Verständnis von Betriebswirtschaft auf Volkswirtschaft ummünzen will. Du hast in einer Volkswirtschaft nicht nur mehrere Unbekannte, sondern musst auch in soziale Unterstützung investieren. Wie soll Trump denn diese Jobs schaffen? In Welchem Sektor? Viele Niedriglohnjobs sind nun einmal nach China oder Mexiko outgesourced, aber selbst wann man diese Jobs zurückholen würde, fehlt es vielen Bürgen des abgehängten Milieus and Qualifikationen – dafür müsste er ein riesiges Investitionspaket planen. Jobs fallen nicht einfach so vom Himmel, er kann sie nicht künstlich schaffen – es ist schließlich kein sozialistisches System, welches in den USA herrscht, sondern knallharter Kapitalismus.

  9. Hi,

    ich glaube es ist relativ normal das sich Republikaner und Demokraten in Amerika abwechseln, so wie es hier auch immer wieder zwischen SPD und CDU zu sehen ist. Der Mensch nimmt negatives stärker war als positives, er wird sich zum Ende einer Legislaturperiode also eher daran erinnern was nicht umgesetzt wurde, als an das was umgesetzt wurde. Auch wenn die Menschen sich dann an Leistungen erinnern werden sie eher mit der amtierenden Person verknüpft als denn mit der Partei oder politischen Richtung selbst. Dementsprechend tendieren die Wähler dann eher zur anderen Seite weil sie sich davon mehr versprechen und 4 Jahre später – oder 8,12,… 42 😉 – dreht sich der Spieß wieder um.

    Eine Ursache davon ist meiner Meinung nach auch die Politikverdrossenheit – ein super Schlagwort das meine Lehrerin in der Abschlussklasse Kistenweise angeschleppt hat. Viele sehen einfach nicht das es einen Einfluss hat was oder sogar ob sie wählen. Die Menschen müssten wieder aktiver werden, Meinungen bilden und vertreten. Wie weit kann man von einer Demokratie sprechen wenn die Hälfte der Wahlberechtigten nicht wählen (so war es bei den USA Wahlen). Vielleicht müssten wir uns alle mehr einmischen, mehr verlangen und die Politik mehr fordern. Warum wird Pegida und AfD denn so stark wahrgenommen? Weil sie laut sind – oder zumindest erscheinen und schon sieht man einen Rechtsruck.

    Bei uns in Bayern gibt es viele konservative, aber manchmal habe ich sogar den Eindruck das man hier freier in seiner Meinung ist als in Berlin. In Berlin hatte ich immer das Gefühl der links-liberalismus wird erwartet, weil man eben in Berlin ist leben und leben lassen, aber wenn man konservative Ansichten hatte war man unten durch. Hier in Bayern stelle ich eher fest das man mich mit meiner linken Einstellung in Ruhe lässt, obwohl ich zwischen sehr vielen konservativen lebe. Es ist nur manchmal ermüdend wenn man eine andere Meinung hat als 90% des Umfelds. Aber ich kann hier unter jungen Menschen durchaus einen politischen Austausch erleben und wettere nicht nur mit allen in ein und die selbe Richtung.

    DU HAST RECHT ALICE, wir sollten mehr mit Menschen anderer politischer Richtungen reden und disskutieren, vielleicht werden wir dann wieder demokratischer und vorallem differenzierter!

  10. Salute Alice!

    „Der Mann ist eine Blackbox“: Genau. Der kann man nicht trauen. Konnte man Obama auch nicht. Deshalb kann niemand irgendetwas über Trumps Amtshandlungen sagen, sondern nur vermuten.

    Was allerdings unbestritten ist, dass die Kriege der USA die Supermacht derartig (finanziell) belasten, dass der Rückzug ohnehin nicht vermeidbar ist (darin steckt übrigens auch die Money für jede Art von Investition). Vor allem, wenn man nicht gewinnen kann.

    Dadurch wird ein Vakuum entstehen, dass andere Player ausfüllen. Dazu gehören China, Indien, Russland, die Türkei, der Iran.

    Europa wird aufpassen müssen, dass es in dieser Periode nicht nur in der digitalen Wirtschaft abgehängt wird, sondern auch geopolitisch in die zweite Reihe fällt.

    Wer könnte das verhindern? Frankreich und Großbritannien als Atommächte und natürlich Deutschland als Wirtschaftsmacht. Das wäre ein Block, vielleicht noch mit Belgien (Italien ist auch kaputt), also ähnlich wie Montanunion. Aber die Peripherie (Spanien, Griechenland, Südost Europa) ist zerstört. Ein großes Problem.

    Ich gehe davon aus, dass die USA Trump Europa nicht schaden werden, aber der Kampf um das Vakuum, der wird ganz unangenehme Folgen haben. Insbesondere national. Das zeichnet sich ja schon lange ab. Die Staaten rüsten ja nicht ohne Not im Inneren auf.

    Harter Schnitt an dieser Stelle:

    Die Glaskugelerkenntnisse der Betriebswirtschaftslehre kannst du vergessen, wenn es an Kunden und vor allem Kaufkraft fehlt. Die kann nur entstehen, wenn Menschen Geld haben: Durch Arbeit, Lottogewinn oder geschenkt. Hauptsache money in the pocket. So einfach ist das.

    Die soziale Unterstützung, die entwickelt sich mit dem vorangehenden Schritt und die Oligarchen investieren (gerade in den USA) immer gerne (ähnlich wie im alten Rom), weil es sich so gut in der Vita macht.

    Deutschland ist übrigens ein Paradebeispiel. Hier werden jährlich 4,6 Milliarden ehrenamtliche Arbeitsstunden geleistet. Alles umsonst (wie idiotisch in einem kapitalistischen System). Die könnte man sofort umwandeln in erwerbstarbeit. Staatlich subventioniert natürlich. Jobs kannst du also von heute auf morgen aus dem Nichts schaffen, wenn du es willst. Der soziale Sektor ist die Quelle ewiger Beschäftigung.

    Du schreibst:

    „Viele Niedriglohnjobs sind nun einmal nach China oder Mexiko outgesourced, …“

    Und? Dann haust du eben extreme Zölle auf die Waren dieser Firmen und bekommst entweder Kohle zurück oder die Jobs. Du musst es nur durchziehen. Ein Markt mit 320 Mio. Konsumenten ist eine ganz gute Verhandlungsbasis.

    “ … fehlt es vielen Bürgen des abgehängten Milieus and Qualifikationen – dafür müsste er ein riesiges Investitionspaket planen.“

    Dann kann man gleich noch im Ausbildungs- und Fortbildungssektor Unternehmen hochziehen, Jobs schaffen für die abgehängten Akademiker und die bilden wiederum die abgehängten Leute der unteren Schichten aus. So VHS-Modell oder Erwachsenenbildung oder Vertragslehrer, wie in Deutschland. Das reicht in den USA ja schon, um „positive“ Zeichen zu setzen.

    „Jobs fallen nicht einfach so vom Himmel, er kann sie nicht künstlich schaffen …“ Doch, natürlich. Man muss es nur machen.

    “ … es ist schließlich kein sozialistisches System, welches in den USA herrscht, sondern knallharter Kapitalismus.“

    Das stimmt und es wird keine Rücksicht genommen. Die illegalen Einwander werden abgeschoben (das scheint mir sicher) und der Unternehmer Trump fährt ein Cash-Back-Programm, sonst bekommt er keinen Schwung in die lokale Wirtschaft. Also: Rein mit dem Geld (was bei den Kriegen gespart wird) und das kapitalistische Spiel geht weiter – zumindest in den USA.

    Man kann das natürlich alles so laufen lassen wie bisher. Dann kommt irgendwann der übefällige Crash am internationalen Finanzmarkt und zerschrottet das ganze System. Das wird Trump bewusst sein. Und der hat als Besitzender etwas zu verlieren.

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