Es ist doch irgendwie komisch – noch nie haben Frauen in der westlichen Welt so viel Geld verdient, selten so viele Ausdrucksfreiheiten gehabt und Aufstiegschancen erlebt wie in der jüngeren Vergangenheit und dennoch lauert die Degradierung der Frau auf ihren Körper von allen Seiten – auf Plakaten, im Fernsehen, in Printmedien. Das schlimmste dabei – die Damen haben das selbst gewählt. So sieht es zumindest in der Welt der Popstars und Sternchen aus, wenn man sich kurz umchaut, welche durch mediale Präsenz glänzen und vielen Teenagern und jungen Erwachsenen weit besser bekannt sind, als Merkel, Steinmeier und Co. Die Vertreterinnen der neuen Generation von Schaupielerinnen, Models und Sängerinnen sind allesamt erfolgreiche Geschäftsfrauen, aber allen wird vorgeworfen, durch ihren Körper an so viel Erfolg gekommen sein und sich selbst verkauft zu haben.
Anzügliche Posen, laszive Blicke, viel nackte Haut und Dominanz von Männern – das sind Elemente aus denen Erfolge und Skandale gewoben werden, wie die folgenden Beispiele zeigen:





Es ist nichts Neues – Sex sells! Es ist ebenfalls nicht neu, dass Medien und mediale Vorbilder auf die Gesellschaft einen gewissen Einfluss haben. Komisch ist es allerdings, dass offensichtlich selbst die größten Stars es nötig haben, sich sexuell offensiv zu präsentieren, um im Gespräch zu bleiben. Da lässt sich Alt-Lolita Britney-Spears im Video von einem Model ablecken, Neu-Lolita Miley Cyrus räkelt sich zweitdeutig auf einem Bett, Rihanna bietet ihr Gesäß als Posing-Stütze für einen jungen Mann an, Lady Gaga zieht gleich komplett blank, ebenso wie Lana del Rey, die neben ihren erfolgreichen und attraktiven männlichen Kollegen eher unbehagen auf dem GQ-Cover ausdrückt und Jessica Simpson musste eine der ersten Frauenhymnen „These Boots Are Made For Walkin'“ verschandeln, indem sie die feuchten Träume der pubertierenden Jungs bedient und im Bikini ein Auto wäscht.
Wenn sie (oder ihr Management) es richtig halten, sich so darzustellen – bitteschön, go for it, schließlich sind alle erwachsen und wollen mehr Erfolg, mehr Geld, mehr Fame.
Dennoch tun sich einige Gedanken auf, wenn ich mir die Damen anschaue:
1. Wer ist ihre eigentliche Zielgruppe? Bei Musik und Image von Popsängerinnen würde man denken, dass tendenziell Mädchen und junge Frauen die Zielgruppe sind. Wozu dann dieser anzügliche Umgang mit Sexualität? Sollen Generationen von Lustobjekten herangezogen werden oder sind die wesentlichen (also geldreichen) Stakeholder größtenteils Männer?
2. Muss man als Frau schön sein, um Erfolg zu haben? Es gibt Studien, die zeigen, dass auch Karrierefrauen das Aussehen für eine recht wichtige Komponente halten, um im Beruf erfolgreich zu sein. Besonders Popstars erwecken den Eindruck, es sei das Größte, wenn man begehrenswert, sexy und erotisch ist und die Männer einem zu Füßen liegen. Der persönliche Wert verschwimmt mit dem Sexappeal.
3. Sind Feminismus und Emanzipation gescheitert? Obwohl es seit der 1968-er-Bewegung immer mehr Menschen gibt, die sich für Frauenrechte einsetzen, wird die Gesellschaft immer sexualisierter, Frauen werden in den Medien nicht nur nackter, sie bieten sich Männern als Lustobjekte an. Dies könnte man als Indiz auf eine patriarchale Gesellschaft deuten, in der Männer die Macht haben – nicht nur in ökonomischer, sondern auch in sozio-psychologischer Hinsicht. Es scheint, dass kleinen jungen früh gezeigt wird, dass Frauen in erster Linie durch ihren Körper hervorstechen und sie sich an diesem bedienen können.
4. Wohin steuert man gesellschaftlich? Nacktheit und Geschlechtsteile in der Öffentlichkeit sind nichts neues mehr – die Femen benutzen ihre Brüste lange als politisches Mittel. Empörung, Wert und Unterhaltungswert sind gefühlt auf Normalnull gesunken – es besteht lange kein richtiger Reiz mehr an Nacktheit, Erotik oder Pornographie, weil sie überall verfügbar sind. Was kommt als nächstes? Wie wird die körperliche Offensive das Selbstvertändnis von Menschen verändern?
5. Warum sind Männer nicht so häufig nackt oder erotisch abgebildet?
6. Ist diese „Pop-Nacktheit“ vielleicht sogar ein Vorstoß für weibliche Dominanz? Schließlich zeigen die Vertreterinnen der Popmusik, dass sie viel Geld, Ruhm, viele Männer und einen dynamischen Lebensstil fast nur wegen ihres Aussehens haben können. Sex, Weiblichkeit und Attraktivität als neues Machtmittel, um Plattenbosse, Fans und Liebhaber an sich selbst zu binden?
Es ergibt sich kein schlüssiges Bild, man bekommt den Eindruck, als läge das Problem nicht nur in der geldsaugenden Maschinerie der großen Produktionsfirmen, sondern daran, dass die Mehrheit es akzeptiert, dass es so ist, wie es ist – man bekommt ein unterhaltsames Produkt geliefert: schön, aufregend, austauschbar. So funktioniert zwar die Unerhaltungsbranche und dort wird unglaublich viel Geld gemacht, doch es wird langsam langweilig und das schlimmste – man kann tatsächlich kaum eine der erfolgreichsten Mediengestalten des Showbusiness noch tatsächlich ernst nehmen. Leider befürchte ich, dass dieses kurzlebige Verständnis von Konsum, Unterhaltung und Werten schon lange über die Ufer der künstlichen Medienwelt übergetreten ist und immer mehr Lebensbereiche überflutet.